“Mit Alibi-Maßnahmen bekommen wir das Streunerkatzen-Problem nicht in den Griff”

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Seit 2011 gibt es vom Land OÖ ein Streunerkatzenprojekt, das bereits 19 Tierschutzvereine nutzen. Kernthema ist dabei eine gesetzlich verankerte Kastrationspflicht für streunende und ‚Freigängerkatzen‘. „Kontrolliert oder mit der nötigen Ernsthaftigkeit unterstützt wurde diese vom zuständigen Tierschutzlandesrat Michael Lindner aber offensichtlich nicht“, sagt die MFG OÖ-Tierwohlbeauftragte Dagmar Häusler. Mehrere Tierschützer wandten sich an sie und berichteten über unhaltbare Zustände. Nach einer mündlichen Anfrage an Lindner wurde der säumige Landesrat dann auf gut oberösterreichisch aber doch noch „rennert“. Die präsentierten Verbesserungsmaßnahmen erweisen sich dabei aber leider einmal mehr als unzureichend. Dagmar Häusler: „Setzen Herr Landesrat, Nicht Genügend!“

Erst 12.500 Streunerkatzen wurden seit Einführung der gesetzlichen Pflicht im Jahr 2011 kastriert – klingt nach viel, die Realität ist aber eine andere. Die Dunkelziffer an streunenden Katzen wird österreichweit auf bis zu 250.000 geschätzt – alleine in Oberösterreich mit seinen vielen Bauernhöfen sollen es mehr als 30.000 sein. Die Lage um die nichteingehaltene Kastrationspflicht ist mittlerweile teilweise besorgniserregend. Ganz besonders dramatisch stellt sich die Situation im Bezirk Ried/Innkreis dar, so Dagmar Häusler. Im Gespräch mit Tierschutzorganisationen vor Ort erfuhr sie von der brisanten Situation. Der Hintergrund: „Die Bezirkshauptmannschaften kommen ihrer Nachschaupflicht in keiner Weise nach, es gibt auch so gut wie keine Unterstützung bei der Umsetzung oder eine sichtbare Kampagne zur Bewusstseinsmachung des Problems“, so Dagmar Häusler.

„Fünf Euro Erhöhung des Fördersatzes für die Kastration von Streunerkatzen sind ein schlechter Witz. Das deckt nicht einmal die Teuerung ab – geschweige denn die tatsächlichen Kosten, die oft weit über 100 Euro liegen.“
MFG OÖ-Tierschutzbeauftragte Dagmar Häusler

Landesrat Lindner lieferte nur eine Alibimaßnahme
Dagmar Häusler hat dazu am 19. Jänner 2023 eine mündliche Anfrage an den zuständigen Landesrat Michael Lindner (SPÖ) eingebracht. Sie wollte wissen, ob und wie die Einhaltung dieser gesetzlichen Kastrationspflicht gefördert, eingehalten und kontrolliert wird. Der persönlichen Anfragebeantwortung im Landtag kam Lindner krankheitsbedingt nicht nach. Dennoch kam der säumige Tierschutzlandesrat offensichtlich in die Gänge, denn nur wenige Tage nach Eingang der mündlichen Anfrage ging er mit einer eiligen Pressemitteilung an die Öffentlichkeit und übernahm quasi Häuslers Steilvorlage. Lindner bejubelte dabei eine Erhöhung des Fördersatzes der Kastrationskosten von 75 auf 80 Euro – für Dagmar Häusler völlig ungenügend: „Das deckt ja nicht einmal die fast zehnprozentige Teuerung ab, geschweige denn die tatsächlichen Kosten für die Kastration, die inklusive aller Fahrten und Nebenkosten bei weit über 100 Euro liegen.“

Rechnet man noch dazu, dass die streunenden Katzen oft in einem erbärmlichen Zustand sind, klettern die Kosten durch zusätzliche Behandlungen noch weiter in die Höhe. Dagmar Häusler: „Tierschutzorganisationen haben mit Aufwendungen von bis zu 300 Euro je aufgelesener Katze zu rechnen. Leider bleiben die hilfsbereiten Tierschützer nach wie vor oft darauf sitzen.“

„Wir helfen immer wieder gerne nach“
Als Erfolg verbucht Dagmar Häusler ihren Vorstoß in Richtung Landesrat Lindner aber dennoch: „Einmal mehr war MFG OÖ ‚lästig‘ und hat so eine Verbesserung angestoßen. Lieber wäre mir, wenn die Damen und Herren in der Landesregierung aber auch einmal von sich aus aktiv werden und ins Tun kommen würden. Wir helfen aber immer wieder gerne nach.“
Bitterer Beigeschmack: Die fällige Erhöhung des Fördersatzes auf zumindest 100 Euro wurde vom mutlosen Lindner leider verabsäumt. Häusler: „Der rote Landesrat verantwortet eigentlich ein sehr überschaubares Ressort – gerade darum könnte man eigentlich annehmen, dass er zumindest die wenigen übertragenen Aufgaben mit der nötigen Ernsthaftigkeit ausfüllt.“

Rückfragehinweis:
MFG Klub im OÖ Landtag
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