Ärzte-Offensive des Ministers ist nur Schall und Rauch

Rauch-Plan: „Eine neue Arztpraxis pro 26 Gemeinden ist ein Witz!“

100 neue Kassenarzt-Stellen inklusive Fachärzte für ganz Östereich – das klingt wie ein schlechter Witz“, sagt MFG-Gesundheitssprecherin LAbg. Dagmar Häusler, BSc., angesichts der dürftigen Ankündigung von Gesundheitsminister Johannes Rauch. Es ist aber nicht der einzige Kritikpunkt an der angeblichen „Ärzteoffensive“.

Als „Schuss in den Ofen“ bezeichnet MFG-Gesundheitssprecherin LAbg. Dagmar Häusler, BSc., die gesamte Aktion: „100 neue Kassenärzte für ganz Österreich sind nicht einmal der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Für Oberösterreich bedeutet das 17 neue Stellen, das beinhaltet aber Allgemeinmediziner genauso wie Fach- und Kinderärzte. Wieviel da am Ende des Tages tatsächlich in den 438 Gemeinden Oberösterreichs ankommt, kann sich jeder selbst ausrechnen: maximal eine neue Arztpraxis für rund 26 Gemeinden, that’s it.“

Nicht 100 Arztpraxen mehr, sondern immer noch 200 weniger

Was Minister Rauch bei seiner angekündigten Offensive ebenfalls geflissentlich verschweigt: Aktuell sind österreichweit 300 Kassenarzt-Stellen unbesetzt. Selbst wenn es Minister Rauch gelingt, mit seiner 50 Millionen schweren Finanzierungsaktion „Plus 100“ 100 Kassenärzte zu gewinnen, fehlen immer noch 200 Ärzte. „In diesem Zusammenhang von 100 ‚zusätzlichen‘ Praxen zu sprechen, ist daher schlichtweg gelogen. Bestenfalls stehen wir dann immer noch bei minus 200 Stellen“, so Dagmar Häusler.

Geht es nach Minister Rauch, gäbe es unter dem Strich eine einzige zusätzliche Arztpraxis für rund 26 Gemeinden, that’s it.
MFG-Gesundheitssprecherin Dagmar Häusler

Auch die geplante Anschubfinanzierung von 100.000 Euro für jede Praxiseröffnung ist eine Mogelpackung, denn die Mediziner verpflichten sich damit gerade einmal, für fünf Jahre als Kassenarzt zur Verfügung zu stehen: „Das zeugt wieder mal von einem nicht wirklich weitreichenden Vorausdenken. Der Horizont reicht nur eine Legislaturperiode weit. Es ist voraussehbar, dass viele dieser Ärzte nach dem Ablauf von fünf Jahren ebenfalls in den Wahlarztbereich wechseln und dort das große Geld machen – mit einer aus Steuergeld finanzierten Praxis“, so Dagmar Häusler.

Weiter kein Fokus auf die Prävention

Am Ende des Tages werde wieder einmal in ein eigentlich völlig unbrauchbares System investiert, das viele Nutznießer habe, aber keine Vorteile für die Patienten bringe, so Häusler: „Das Thema Prävention bleibt einmal mehr außen vor, obwohl man damit gerade beim Thema Allgemeinmedizin vieles bereits im Vorfeld abwehren könnte.“

Auch Krankenkassa-Refundierungen für gewisse Behandlungen funktionieren nach wie vor nicht – oder sind viel zu niedrig: „Mir berichtete eine Allgemeinmedizinerin kürzlich, dass es sich sogar bei einer Platzwunde theoretisch nicht mehr auszahlt, diese zu nähen, weil sie dadurch mehr Kosten hat, als sie von der Krankenkasse refundiert bekommt. Von Hausbesuchen oder persönlichen Gesprächen ganz zu schweigen“, so Häusler.

Stillstand bei Primärversorgungszentren

Auch das seit vielen Jahren virulente Thema der Primärversorgungszentren kommt nicht in die Gänge. Momentan gibt es österreichweit erst 50 davon, bis 2030 werden 300 gefordert: „Aus meiner Sicht ist diese Zahl angesichts des bisherigen Tempos eine reine Illusion. Zudem werden die dort ansässigen Primärdienstleister in den öffentlichen Dienst überführt. Eine freie Therapie- und Behandlungswahl wird so zusätzlich erschwert, weil die Behandlungsmethoden vorgegeben werden und jede Wahlfreiheit verloren geht.“

Unter dem Strich ist der Rauch-Plan weder nachhaltig noch kann er die riesigen Lücken schließen. Im Gegenteil: In fünf Jahren droht der nächste große Ärzte-Abgang. Conclusio von Dagmar Häusler: „Viele Kosten, null Wirkung. Eine Aktion voll Schall und Rauch – im wahrsten Sinn des Wortes.“

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