Wann macht Linz endlich Schluss mit dem Leihscooter-Wahnsinn?

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Leihscooterproblem in Linz
Leihscooterproblem in Linz

MFG: „Salzburg, Graz und Paris zeigen vor, wie’s geht“

Völlig hilflos rudert Linz herum, um das Problem der Leihscooter in den Griff zu bekommen: Restriktionen für Betreiber, Geschwindigkeitslimits in der Innenstadt, sog. „Scooter-Sheriffs“ und jetzt die Einrichtung fixer Abstellzonen: Helfen tut das alles nichts, die sozialen Netzwerke sind voll von Beschwerden. „Linz muss nach Grazer, Salzburger und jetzt auch Pariser Vorbild endlich Schluss machen mit diesem völlig unnützen System“, fordert MFG-Linz Sprecherin Petra Lindner einmal mehr. Besonders schändlich: Die Stadtverantwortlichen wie Verkehrsreferent und Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) schimpfen zwar ebenfalls über die unzähligen wild abgestellten Roller, kassieren aber gleichzeitig voll mit bei den Verleihgebühren, die sich seit 2019 mehr als verdoppelt haben.

Bereits 2021 wurden in der französischen Metropole Paris 329 Menschen bei Unfällen mit Leih-Rollern teilweise schwer verletzt, es gab sogar zwei Tote. Seit 2022 galt daher im gesamten Stadtgebiet ein 10km/h-Limit, geholfen hat das aber wenig, die Beschwerden nahmen weiter zu. In eine Volksbefragung stimmten kürzlich fast 90 Prozent der Teilnehmer für ein Aus auf den  Pariser Straßen. So kommt es nun auch: Die im August 2023 mit den Verleihern auslaufenden Verträge werden nicht mehr verlängert. Und während andere Städte wie Graz oder Salzburg erst gar keine Leih-Scooter auf ihren Straßen zuließen, macht Linz munter weiter: In Kürze soll mit „maxmobility“ laut Medienberichten ein weiterer Anbieter die Straßen der Landeshauptstadt mit seinen Rollern vollstellen dürfen.

„Redlich ist das nicht gerade, wenn man so wie der verantwortliche Linzer Verkehrsreferent Martin Hajart von der ÖVP einerseits voll mitkassiert und sich andererseits ständig über die überall herumliegenden Scooter mokiert.“

Petra Lindner / MFG Linz

Stadt Linz kassiert mit

Der tatsächliche Beweggrund, warum die Stadt die bis zu 600 Geräte starke Scooter-Armada nicht loswerden will: Kommunen, die die entsprechenden Anbieter in ihre Stadt lassen, verdienen an den Lizenzen und wohl auch an zusätzlichen Gebühren pro Scooter– in Deutschland sind das bis zu 130 Euro „Sondergebühren“ pro Gerät – voll mit: „Redlich ist das nicht gerade, wenn man so wie der verantwortliche Linzer Verkehrsreferent Martin Hajart von der ÖVP einerseits voll mitkassiert und sich andererseits ständig über die überall herumliegenden Scooter mokiert. Wenn Herr Hajart es wirklich ernst meinen würde, hätte er schon längst einen Schlussstrich gezogen“, sagt Petra Lindner von MFG Linz.

100-prozentige Verteuerung der Leihgebühren – und keiner bekam’s mit

Apropos Gebühren: Diese sind auf den Betreiberseiten so gut wie nicht zu finden und haben sich seit der Einführung des Systems still und heimlich überproportional verteuert: 2019 waren beim größten Betreiber noch 15 Cent zu bezahlen, mittlerweile sind es 30 Cent, andere Anbieter verlangen bereits 33 Cent pro Minute. Wer 20 Minuten mit einem der Leih-Roller unterwegs ist, zahlt inklusive Grundgebühr bereits 7,20 Euro (!).

Teuer, unnötig, schlechte CO2-Bilanz

Wirklich nötig sind Leih E-Scooter nicht, im Gegenteil: Sie senken vor allem die Anzahl der weit umweltfreundlicheren Radfahrer und Fußgänger. Auf den Autoverkehr haben sie jedoch kaum einen Einfluss. E-Roller schaden dem Klima zudem wohl mehr, als sie nutzen – das zeigt auch eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vom Jänner 2022: Die Verkehrsforscher konnten zeigen, dass geteilte (Leih-, Anm.) E-Scooter und E-Bikes in der Stadt Zürich hauptsächlich… Strecken zu Fuß, Fahrten mit dem Öffentlichen Nahverkehr und mit dem Fahrrad substituierten. Jede zweite Scooterfahrt ersetzt demnach einen Fußweg, nur zwölf Prozent ersetzen Wege mit dem Auto. Entsprechend emittieren E-Scooter und E-Bikes mehr CO2 als die Verkehrsmittel, die sie ersetzen“, zitiert etwa die Kronenzeitung im Vorjahr aus der Studie. Ein Leih E-Roller verursacht über den gesamten Lebenszyklus im Durchschnitt 51 Gramm CO2 pro Kilometer – das sei weit mehr, als die Verkehrsmittel, die er ersetzt, schreibt das deutsche Medium „Zeit“. Leih-Scooter /Akkus werden aufgrund des oftmaligen Aufladens und wegen Vandalismus zudem oft nach nur einem Jahr (oder sogar noch früher) ersetzt, was die CO2-Bilanz noch weiter verschlechtert – von den Problemen bei der Entsorgung ganz zu schweigen.

Unter dem Strich wird immer klarer: Eigentlich gibt es kaum noch ein vernünftiges Argument für ein Leih-Scooter-Angebot in unseren Städten. Petra Lindner: „Bitte endlich Schluss damit. Salzburg, Graz und jetzt auch Paris zeigen vor, dass es auch ohne geht.“


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